Weihnachtsansprache 2016: Florian Busl, Fraktionssprecher SPD/Bündnis 90-Die Grünen

Veröffentlicht am 20.12.2016 in Ratsfraktion

In regelmäßigen Abständen taucht das Thema Rente in den Nachrichten auf. Nächstes Jahr wird die Häufigkeit im Zuge des Bundeswahlkampfs dabei sicher noch zunehmen. 
Das Alter ist zu einem Thema geworden, mit dem sich jeder – auf die eine oder andere Weise – 
auseinandersetzen muss. Meistens drehen sich die Überlegungen dabei um mehr oder weniger 
hohe Euro-Beträge. 
Wenn ich mir über dieses Thema Gedanken mache, dann meistens mit eher pragmatischen 
Schwerpunkten. Das führt dann zu Erkenntnissen wie: 
Das Thema Kinder sollte noch 5 – 10 Jahre warten, damit die in einem belastbaren Alter sind, 
wenn ich gepflegt werden muss. 
Wenn ich über das Alter nachdenke steht für mich dabei die Frage im Mittelpunkt: Was wird das für eine Welt sein, in der ich alt sein muss? 
Vor dieser Frage ist für mich das bedeutendste Ereignis des vergangenen Jahres der Beschluss, 
dass sich Tirschenreuth um den Titel „Fair-Trade-Town“ bemüht. 
Auf den ersten Blick scheint die Aktion „Fair-Trade-Town“ nicht so besonders aufregend und 
weittragend zu sein; die zu erfüllenden Anforderungen auch nicht unmöglich. 
Spinnt man den darin enthaltenen Kerngedanken weiter, ergeben sich - verbunden mit einem Blick in die Zukunft - durchaus tiefgreifende Perspektiven. 

Das Thema Fair-Trade an sich ist nicht neu. Bereits in den 60ern gab es Stimmen, die beim immer schnelleren und einfacheren weltweiten Handel auf ein ernstes Problem hinwiesen: 
 
„Immer dort, wo ein Mensch mit wenig Arbeit viel Geld verdient, verdient auf der anderen 
Seite ein Mensch mit viel Arbeit wenig Geld.“ 1

 
 
Vor über 20 Jahren wurde in Deutschland der „Trans-Fair e.V.“ gegründet. Seitdem konnte 
immerhin erreicht werden, dass niemand mehr behaupten kann, er wisse nichts von dieser 
Problematik. 
 
Genau genommen sind wir sogar noch einen Schritt weiter. Wir wünschen uns nicht nur für 
Deutschland, sondern für die ganze Welt, dass jeder von seiner Arbeit sorgenfrei leben kann. 
Zumindest hypothetisch sehen wir als Idealzustand, dass jeder Mensch auf der Welt so leben kann wie wir. 
Selbstverständlich muss man fragen, ob so etwas überhaupt möglich sein kann, wenn laut UN-
Prognose im Jahr 2050 10 Milliarden Menschen auf unserem Planeten leben werden. 
Seit 1987 verbrauchen wir jedes Jahr mehr Ressourcen, als unser Planet verkraften kann. Seitdem wird der Welterschöpfungstag, der Tag an dem der nachhaltige Ressourcenverbrauch 
überschritten wird, bekannt gegeben. 2016 war er am 8. August – zum Vergleich 1995 war es der 21. November und 1987 der 19 Dezember. 
  
Mittlerweile ist fast die Hälfte unseres Konsums nicht mehr nur Verbrauch sondern schon 
Vernichtung. 
Sollen alle Menschen so leben wie wir, reichen die Ressourcen der Erde dauerhaft für nur 2 
Milliarden Menschen. Würden alle leben wie die brasilianischen Urwaldindianer könnte unser 
Planet problemlos 20 bis 30 Milliarden Menschen aushalten. 2
 
Die Zerstörungen, die heute schon angerichtet werden um z.B. Bau-Sand aus dem Meer zu holen, die Überfischung der Ozeane oder die Vergiftung ganzer Landstriche beim Rohstoffabbau schaffen eine Welt, in der ich nicht meinen Lebensabend verbringen will. 
 
Vor diesen Überlegungen sind die Bemühungen um den Titel „Fair-Trade-Town“ ein wichtiger 
erster Schritt. Vorausgesetzt, es geht nicht nur darum irgendein Siegel für die Außendarstellung zu bekommen. Die „Fair-Trade-Town“ kann aber auch – und das ist meine große Hoffnung – das Startsignal sein, uns endlich so zu verhalten, wie wir eigentlich wüssten, dass es richtig wäre. 
Also nicht nur fairen Kaffee trinken sondern auch z.B. Milch in Glas- statt Plastikverpackung zu kaufen. Oder als Stadt nicht nur Einweggeschirr in einer Schankerlaubnis auszuschließen, sondern dies auch zu kontrollieren und durchzusetzen. An etlichen Schulen gibt es mittlerweile die Aktion 50/50. Die Energiekosten, die von Schülern und Lehrern eingespart werden, werden dabei zur Hälfte an die Schulen ausgezahlt. Wichtig sind nicht einzelne Leuchttürme, sondern die vielen kleinen alltäglichen Handlungen. 
 
Wir müssen uns grundsätzlich fragen: Was brauchen wir wirklich? Die Teilnehmer einer Umfrage haben zehn Tage lang beobachtet, welche Dinge in ihren Räumen sie wirklich benutzen. Das Ergebnis: Nur 5% der Gegenstände. Das bedeutet 95% der Gegenstände würden wir nicht vermissen! 3
 
Das spiegelt sich in der Wirtschaft: nur 5% der ökonomischen Gesamtleistung entfallen auf 
Lebenswichtiges. 4
95% könnten sinnvoller eingesetzt werden. 
 
Wir müssen uns der Frage stellen, ob unser Anspruch auf gedankenlosen Konsum und Luxus 
schwerer wiegt als der unserer Mitmenschen weltweit und unserer Nachkommen auf eine 
lebenswerte Welt. 
 
Wenn die Fragen „Ist das wirklich notwendig?“ und „Wie ist das entstanden?“ auf allen Ebenen maßgebend für Entscheidungen sind, können Eltern auch wieder glaubhaft behaupten: „für mein Kind tu ich alles“. 
 
Vor überladenen Gabentischen fällt sicher nicht leicht sich einzugestehen: „Eigentlich brauche ich das alles gar nicht.“ Aber nur wenn wir das, was wir schon als richtig erkannt haben, endlich in richtiges Handeln umzusetzen lernen, kann es uns gelingen, aus der „Fair-Trade“ auch eine „Fair-Future-Town“ zu machen. 
 
In diesem Sinne ein wertvolles Weihnachtsfest und Jahr 2017 
 
 
Florian Busl 
Fraktionssprecher 
SPD / Bündnis 90/Die Grünen 
 
 
1  (Trinkwalder, 2016, S. 58)
2  Vgl (Harald Lesch, 2016, S. 237) 
3  Vgl (Harald Lesch, 2016, S. 500) 
4  Vgl (Ruch, 2015, S. 25,26)
 
Quellen: 
Harald Lesch, K. K. (2016). Die Menschheit schafft sich ab. München/Grünwald: KOMPLETT-
MEDIA GmbH. 
Ruch, P. (2015). Wenn nicht wir, wer dann? München: Ludwig Verlag. 
Trinkwalder, S. (2016). Fairarscht. München: Knaur Verlag. 
 

 

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